Duisburg auffe Werft

Submitted by admin on Mon, 06/18/2018 - 23:53

aus dem Logbuch der Nam Kok 2018

Montag, 11.Juni kurz nach sechs. Pünktlich laufen wir in das Hafenbecken A des Duisburger Hafens ein. Überall Schlote und Kräne. Erz, Kohle, Schrott, alles wird hier umgeschlagen. Einlaufende Frachter, fette Schuber, mit denen wir uns das Fahrwasser teilen. Hier ist richtig was los im Pott. Aus dem Radio WDR2, die Stimme des Reviers.

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Gestern sind wir angekommen, im Innenhafen nach 1 ½ Stunden rasanter Talfahrt und wurden von Freunden begrüßt, die wir schon lange Zeit nicht gesehen hatten. Bei hammerleckeren Speisen beim Thailänder draußen, sommerlich am Tisch auf dem Dellplatz sprechen wir mit Andrea und Kille über alte Zeiten und derer erfreulichen, beruflichen Neuigkeiten und merken weder, dass uns die Pause voneinander entfernt hat, noch dass der nächste Morgen naht.

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Und genau dieser graue Morgen lässt uns beim Einlaufen erwachen, im Hafenbecken A aufe Meidericher Werft. Eine andere Welt, eine andere Denke. Was hier zählt ist Maloche. Und wehe, wennse nicht mitziehst. Die Denke kennen wir. Schon aus ganz alten Zeiten.

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Corinna als gebürtige Tochter vom Rhein-Herne-Kanal und ich von Montagezeiten als Student mit Kolonnen aus Herne. Die Sprache somit nicht fremd, sondern wohlvertraut. So dauerte es keine 2 Zigarettenlängen, bis wir mit Jochen und Oli der Meidericher synchron liefen. Behutsam kranten sie unsere Nam Kok aus und setzten sie behutsam auf die Böcke. Danach dampfstrahlen, waren aber nicht viele Muscheln und Algen dran. Armin unser liebenswerter Segelkamerad aus Krefeld beglückte uns unverhofft mit frischen Brötchen zum Frühstück. Dann ging es los.

8 Kilo Farbe für das Unterwasserschiff als Bewuchsschutz standen bereit, um jetzt in 2 Schichten an 2 Tagen gestrichen zu werden. Für meine Frau als Antifouling-Tiger kein Problem.

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Wenn sie erst mal die Farbwanne und die Rolle in den Händen hat, gibt es kein Zurück mehr, was auch die Jungs von der Werft beindruckte. Dabei ließ sich das Zeug sich nur mit Gasmaske streichen. Ein fürchterlicher Gestank, somit muss die Pampe gut sein. Nur eben nicht in Holland gestattet, wohl aber dort gestattet zu fahren, wenn die Farbe in Deutschland gestrichen wurde. Somit legten wir diese Arbeiten auf einen etwas außerplanmäßigen Stop nach Duisburg und nicht auf dem Weg durch die Niederlanden. Glücklicherweise haben uns die Heiks auf diese neue Regelung hingewiesen, nach der bei unseren Nachbarn gerade mal 9 von 100 auf dem Markt befindlichen Antifoulings zertifiziert sind. Und dabei sprechen wir auch von Produkten der renommiertesten Hersteller, die nicht gelistet sind, wie auch unseres. Nur, wenn man hier streicht, ist man fein raus. Eine Logik, die man nicht verstehen muss.

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Einmal raus aus dem Wasser konnten wir uns nochmal unsere neue Kielbombe nach einem Jahr ansehen. Bombenfest hing das Ding, so wie es sein muss. Hinzu kamen neue Zinkanoden und ein paar kleine Arbeiten an der Ruderlagerung. Über diese Zeit begleitete uns meist Jochen von der Meidericher im richtigen Jargon. Jochen und seine Kumpels wissen was Maloche ist, erzählen fast wehmütig vom Leben als der Pott noch richtig qualmte. „Ja Ollen, weiße wattat heisst?...“ „Klar wissen wir. Unsere Väter haben genauso malocht und waren an Eurer Seite…“ In anderen Städten macht man einen Riesen-Tam-Tam um den Stolz zur Heimat, von wegen du bis‘ e Jeföll. Hier überwiegt Bescheidenheit bei trotzdem stärkster Verbundenheit.

Berlin und Köln kann jeder, sagt man hier, Duisburg muss man wollen.

Gegen den Strom ging es auf dem Rhein zurück in unsere heimatliche Schweinebucht nach Krefeld. Mächtig musste unser Diesel schieben, um gegen die außergewöhnlich starke Strömung und viel Wasser anzukommen. Fast am Ufer 3 Meter Tiefgang und Schafe zum Streicheln nah, die und vorausliefen. Unbeirrt donnert unser Diesel und zeigt uns, er ist voll da. Jetzt können unsere restlichen Reisevorbereitungen beginnen.

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Duisburg, 18. Juni 2018

 

 

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